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100 GREEN SPACES zeigt ein kuratiertes Œuvre von Landschaftsarchitektur und Gartenkultur, das sich im neuen Heft zu einem inspirierenden Spektrum fügt und mit grünen Ideen für unsere Städte komplettiert wird. Das großzügig gestaltete „Coffeetable Magazine“ ist ein nachhaltig inspirierendes Kompendium für gestaltete Natur und grünes Design.
100 green SPACES

Abenteuer Arbeit

Medium
100 green SPACES 
Aufgabe
Chefredaktion 
Fotos
Jeroen Musch
Grafik
Cristina Bianchi, Andreas Rubatscher
www.rosebud-inc.com

Anouk Vogel über die Inszenierung des Unauffälligen, die Schaffung von Räumen, die sonst unentdeckt bleiben, und ihr botanisches Abenteuer.

Mit unglaublicher Verantwortung für das Detail gestaltet Anouk Vogel seit rund zehn Jahren alltägliche und weniger alltägliche Freiräume. Ob Park oder Pavillon, ihre Arbeit lädt zum Innehalten ein, überrascht und lässt staunen. Ebenso ihr neues Projekt in Dubai, das Jameel Arts Center. Landschaftsarchitektin Anouk Vogel im Gespräch mit Chefredakteurin Rosa Schaberl über die Inszenierung des Unauffälligen, die Schaffung von Räumen, die sonst unentdeckt bleiben, und ihr botanisches Abenteuer.

 

Stimmt es, dass dein Entwurf für das Jameel Arts Center von Abenteuer inspiriert wurde? Von einem bestimmten? Und welches Abenteuer würdest du selbst gern einmal erleben?

Ja, der Entwurf basiert auf der „Pflanzenjagd“ – jahrhundertelang bereisten botanische Abenteurer die Welt, um exotische Pflanzen zu sammeln und mit nach Hause zu nehmen. Manchmal unter großen Risiken. Diese Pflanzen landeten dann in den Botanischen Gärten oder in den Gärten von Sammlern. Auch heute bereisen manche Pflanzen noch die Welt, aber zumeist über die Baumschule und nicht mehr durch wagemutige Botaniker. Dafür ist aber gerade in den vergangenen Jahren das Bewusstsein für gelistete Arten gestiegen. All die Baumschulen, die ich auf der Suche nach ungewöhnlichen Pflanzen für das Jameel Arts Center besucht habe, machten dieses Projekt zu meinem persönlichen botanischen Abenteuer.

Bei deinem Projekt „Jameel Arts Center“ handelt es sich nicht um einen großen Garten, sondern um sieben einzelne markante Gärten. Welcher Grundgedanke steckt hinter deinem Entwurf? Und kannst du unsere Leser gedanklich durch deine Gärten führen?

Für die Gärten des Jameel Arts Center wollten wir ungewöhnliche und auffallende Pflanzen aus den verschiedenen Wüsten der Welt sammeln. Auf diese Weise beherbergt das Kunstzentrum nicht nur eine Kunstsammlung, sondern auch eine Sammlung skulpturaler Pflanzen. Die Erforschung des Wüstenbioms – also des Großlebensraumes Wüste an sich – bildete unseren Ausgangspunkt für die Pflanzenauswahl. Ein Biom wird durch eine Reihe von Kompatibilitäten zwischen lebenden Organismen und ihrer jeweiligen Umgebung definiert. Wüstenpflanzen sehen verglichen mit Pflanzen, die in anderen Regionen heimisch sind, sehr unterschiedlich aus. Sie sind oft geschwollen, stachelig und haben winzige Blätter. Ihr außergewöhnliches Erscheinungsbild ist das Ergebnis ihrer bemerkenswerten Anpassung an die Herausforderungen des Wüstenklimas. Im Jameel Arts Center zeigt jeder Garten Pflanzen aus einer bestimmten Wüste. Im großen Eingangsgarten werden Arten verschiedener Wüsten kombiniert, wodurch eine surreale Komposition entsteht.

Einzeln ausgewählt, vor der gänzlich weißen Fassade platziert und direkt von der Sonne beleuchtet, wirkt jede Pflanze wie ein eigenes Kunstwerk. Nicht nur die bedachte Auswahl der Pflanzen, sondern auch die Architektur unterstützt diesen Effekt. Wie hat sich die Zusammenarbeit mit den Architekten gestaltet?

Bei diesem Projekt war ich nicht von Beginn an involviert. Die Zusammenarbeit hat begonnen, als der Entwurf für das Gebäude bereits fixiert war. Sie wünschten sich Gärten, die selbst ein Kunstwerk darstellen, und ja, die Außenverkleidung des Gebäudes bot einen perfekten neutralen Hintergrund, um diesem Wunsch nachzukommen und die Pflanzen zu inszenieren.

Abseits der Pflanzen fällt die ungewöhnliche Wegeführung und Formgebung besonders auf. Was ist die Geschichte dahinter?

Jeder Hof wird wie eine autonome Leinwand betrachtet, jeweils mit einem gepflasterten und einem bepflanzten Bereich. Bei den Pflastersteinen wollte ich mit einer formalen Sprache arbeiten, die auf sich selbst referenziert. Der Entwurfsprozess begann damit, Skizzenmodelle für jeden Innenhof zu bauen. Der Prozess des Schneidens und Zusammenbauens führte zu vielen Papier-, Schaum- und Kartonresten. Irgendwann sah ich zufällig zu Boden und dachte bei mir: Die ungewöhnlichen Formen dieser Papierreste haben wirklich eine unbewusste Schönheit. Sie kommen als Form nicht an den goldenen Schnitt heran, aber sie haben einen ganz eigenen Ausdruck.

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Ein Danke.

 

an Anouk Vogel