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Interview mit Herwig Waidbacher, Leiter des Departments für Wasser, Atmosphäre und Umwelt an der Universität für Bodenkultur Wien.
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Die Kunst
der Forschung

Die Jahre 1665 und 1666 beschrieb Isaac Newton als seine schöpferischsten, in dieser kurzen Zeitspanne legte er den Grundstein zu seiner Arbeit in der Mechanik, Optik, Bewegungslehre und der Infinitesimalrechnung.

Die größte Anzahl an Werken komponierte Franz Schubert im Jahre 1815. Weit über 160 Lieder, Sonaten, Sinfonien, Messen sowie eine Oper entstanden in diesem einem Jahr. 1905 hingegen gilt als Wunderjahr von Albert Einstein. Er dissertierte, erbrachte den bedeutendsten Nachweis für Moleküle, publizierte die Arbeit zur Relativitätstheorie, leitete die Äquivalenz von Masse und Energie ab und führte den Begriff des Lichtquants in der Wissenschaft ein. Es waren Jahre, in denen alles scheinbar mühelos gelang – in der Mathematik, der Musik und der Physik. Oftmals vorangegangen und gefolgt von Jahren, in denen neu Gedachtes nur träge zustande kam.

„Sieht man sich die Größten ihres Faches an, kann man zumindest eine Gemeinsamkeit von Kunst und Forschung detektieren. Beides hat keine Konstanz. Nein, darf keine Konstanz haben! Sonst würde es dem Mainstream Folge leisten.“ Herwig Waidbacher, Leiter des Departments für Wasser, Atmosphäre und Umwelt, lehnt sich im Korbsessel seines kleinen, gemütlichen Büros im Dachgeschoß des Gregor-Mendel-Hauses zurück. Die Hände im Schoß gefaltet, spinnt er den Gedankenfaden weiter. „Alles, was neu gedacht werden muss, ist mühsam. Man quält sich oft jahrelang, die Finanzierungen bleiben aus und die Versuchsanordnungen werden wieder und wieder angepasst. Dann geht es plötzlich eruptiv. Alles gelingt, und das ist nach all der Mühe die wirklich befriedigende Forschungsarbeit.“ Nach kurzem Überlegen fügt er hinzu: „Die Lehre ist ausgeglichener als die Forschung selbst. Sie ist zwar sensibel und man muss ständig adaptieren, aber man kann auch etwas vermitteln und auslösen. Mir gibt das Sinn, und es macht Freude.“ Professor Waidbacher kennt beide Zugänge zur Wissenschaft – die Forschung und die Lehre – nur zu gut.

Bereits 1979, noch während seines Studiums an der Universität Wien, kam er als Laborant auf das Hydrobiologie-Institut der Universität für Bodenkultur Wien und blieb bis heute. Vom Laboranten zum Assistenten zum Außerordentlichen Professor: Im Jahre 1996 folgte die Habilitation und nicht einmal zehn Jahre später die Wahl zum Departmentleiter. Das Department für Wasser, Atmosphäre und Umwelt ist mit seinen sieben Instituten und über 250 MitarbeiterInnen eines der größten an der Universität und bietet seinem Leiter trotzdem Zeit und Platz für seine eigenen Forschungen und die Lehre. So unterrichtet er als Professor neun unterschiedliche Vorlesungen im Jahr, von der „Allgemeinen Hydrobiologie“ über „Ökologie der aquatischen Lebensräume“ bis zu „Fish Farming and Aquaculture“. Dazu kommen Übungen und Exkursionen sowie die Betreuung der Master- wie auch Doktoratsstudierenden.

VON FISCHEN UND FARMEN

Rund 16 unterschiedliche Lehrtätigkeiten übt er aus, die sich nicht nur auf Österreich beschränken, denn auch in Ostafrika sind Waidbacher, seine DissertantInnen und seine Forschung präsent. Etwa fünfmal im Jahr besucht er Äthiopien, Uganda oder auch die Egerton University in Kenia und vertieft damit eine Kooperation, die auf eine lange und ergiebige Historie zurückblickt. Bereits 1975 begründete Heinz Löfer an der Akademie der Wissenschaften und mit Unterstützung der UNESCO das Trainingsprogramm für Limnologie. Jährlich wurden zwölf Stipendiaten aus aller Welt in Österreich unterrichtet. „Mein Dissertationsvater holte mich zu Beginn als Betreuer und dann als Lehrenden für Fischökologie in die leistungsstarke Familie“, erzählt Herwig Waidbacher. Über die Jahre und die Besuche hinweg hat sich nicht nur eine fruchtbare Kooperation zwischen den Universitäten, sondern auch eine enge Freundschaft entwickelt. Wenn auch das raumhohe Bücherregal und der Computertisch ihren rein funktionellen Nutzen haben, der Stoffdruck eines Elefanten an der Wand zeigt diese Verbundenheit mit Afrika auch im Büro.

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Ein Danke.

an Herwig Waidbacher, Leiter des Departments für Wasser, Atmosphäre und Umwelt an der Universität für Bodenkultur