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Landschaftsarchitektur, Text, Garten+Landschaft, Journalismus: Die Landesgartenschau Überlingen – eine der beiden ersten LGS am Bodensee – ging im Oktober zu Ende. Relais Landschaftsarchitekten aus Berlin gestalteten dafür sowohl die Uferpromenade als auch den Uferpark. Erstere überzeugt durch ihre selbstbewusste Urbanität, Letzterer besticht durch seine Mischung von Bürger*innenpark und naturnaher Ufergestaltung. Beide sind miteinander verbunden – unter anderem durch die Wahl der Sitzbank. Denn Sitzgelegenheiten haben die Planer*innen von relais von Anfang an mitgedacht.

 

Garten+Landschaft

Sinnige Sitzung

Aufgabe
Text
Fotos
Hanns Joosten

 

Die Landesgartenschau Überlingen – eine der beiden ersten LGS am Bodensee – ging im Oktober zu Ende. Relais Landschaftsarchitekten aus Berlin gestalteten dafür sowohl die Uferpromenade als auch den Uferpark. Erstere überzeugt durch ihre selbstbewusste Urbanität, Letzterer besticht durch seine Mischung von Bürger*innenpark und naturnaher Ufergestaltung. Beide sind miteinander verbunden – unter anderem durch die Wahl der Sitzbank. Denn Sitzgelegenheiten haben die Planer*innen von relais von Anfang an mitgedacht.

Leuchtend rot umkreist eine Sitzbank die alte Kastanie an der Uferpromenade in Überlingen. Läuft meterlang an den erhöhten Staudenbeeten entlang und inszeniert sich hier, inmitten all dieser Blüten und Blätterpracht, wie von selbst. Nur um sich im Uferpark, ein paar hundert Meter weiter, in gedecktem Grün in die Landschaft zu integrieren. Mit dem Park und der Promenade haben relais Landschaftsarchitekten zwei ebenso unterschiedliche, wie spannende Charaktere auf der Landesgartenschau Überlingen geschaffen – und diese mit der Wahl der Bank in unterschiedlichen Ausführungen und Farbgebungen noch unterstrichen.

ZWEI POLE, EINE BANK

„Die Möblierung muss das Gestaltungskonzept immer auch mittragen – funktional und in ihrem Erscheinungsbild,“ erklärt Marianne Mommsen, Mitbegründerin von relais die Aufgaben, welche die eingeplanten Sitzmöglichkeiten auf der Landesgartenschau erfüllen müssen und fügt hinzu: „Gerade die Bänke sind wesentliche Elemente für die entwickelte Szenografie. Sie sind ein Mittel, den Blick zu lenken, und damit für unsere Gestaltung in Überlingen sehr wichtig.“ Bereits 2012 konnte das Büro relais den Ideen- und Realisierungswettbewerb der Landesgartenschau für sich entscheiden und damit auch künftig das Erscheinungsbild dieses Bodenseeufers mitbestimmen. Gleich zwei Bereiche gestalteten die Landschaftsarchitekt*innen, den Uferpark und die Uferpromenade – sie stehen sich nun als Gegenpole gegenüber. So ist der rund sechs Hektar große Park heute sehr landschaftlich geprägt. Im Süden vom Bodensee und im Norden von imposanten Molassefelsen begrenzt, führt der ebenso spannende wie besonders schmale Zuschnitt des Parks hier zu einer starken Überlagerung von Freiraumnutzung und ökologischen Ansprüchen.

STRUKTURREICHE UFERTOPOGRAFIE

Gelungen ist relais dennoch – oder gerade deswegen – eine vortreffliche Mischung aus naturnaher Ufergestaltung und Bürger*innenpark, aber auch aus heimischen Arten der Kulturlandschaft und „klassischen“ Parkpflanzen. Die neue ökologische Vielfalt bestimmt dieses Konzept nun. Bei der Bepflanzung wurden viele vorhandene Gehölzstrukturen wiederhergestellt und nicht- heimische Pflanzen gegen standorttypische heimische ausgetauscht. Die gewollte Parkästhetik erreicht relais wiederum durch die gekonnte Kombination. So wurden zum Beispiel bei den verschiedenen Strauchpflanzungen im Park, charakteristische wärmeliebende Gebüsche der Bodensee- Steilufer gemeinsam mit Schmuckgehölzen gepflanzt. Ein ökologisches Highlight: der neu angesetzte Strandrasen im Uferpark. In diesem Teil des Flachufers wachsen nun wieder Bodensee- Vergissmeinnicht und Strand-Schmielen – beides für den Bodensee typische und stark vom Aussterben bedrohte Arten. Rund 14 000 Einzelpflanzen ließ relais hier neu setzen. Aber nicht nur bei der Bepflanzung lässt sich die neue Vielfalt einfach aufzeigen, sondern auch im neuen Strukturreichtum des Ufers: Die ehemalige Ufermauer wurde entfernt und stattdessen eine strukturreiche Ufertopografie mit steilen und  flachen Bereichen gestaltet. Eine Wechselwasserzone, die nicht nur die Dynamik des Austausches zwischen Wasser und Land fördert, sondern auch eine ortsspezifische ökologische Entwicklung anregen soll. Es ist wirklich schwer, sich heute noch vorzustellen, dass diese Parklandschaft bis vor Kurzem eine Gewerbe- und Campingplatzfläche war.

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